Am 29. September fand in Emlichheim die Herbstversammlung des Frauenbundes mit Madlen Schneider aus Hannover statt. Sie ist Referentin für die Öffentlichkeitsarbeit von Brot für die Welt. Die Organisation setzt sich seit 1959 weltweit für die Überwindung von Armut sowie mehr Gerechtigkeit ein. So unterstützt sie 1400 Projekte in über 90 Ländern weltweit.
Brot für die Welt finanziert sich zu 23 Prozent aus Spenden und Kollekten, 20 Prozent aus anderen kirchlichen Mitteln, 52 Prozent aus staatlichen Mitteln und 5 Prozent aus sonstigen Einnahmen. Insgesamt stehen so jährlich rund 280 Mio. Euro zur Verfügung. Diese Gelder kommen zu 91,3 Prozent der eigentlichen Arbeit zu Gute. 8,7 Prozent der Ausgaben sind für die Verwaltung und die Öffentlichkeitsarbeit bestimmt.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Förderung von Projekten in armen Ländern. Dabei wird oft mit lokalen Organisationen zusammen gearbeitet und versucht, nachhaltig zu helfen. Bei Bedarf werden Fachkräfte oder Freiwillige in die jeweiligen Orte entsandt. Hier in Deutschland und Europa sollen durch Lobby- und Bildungsarbeit politische Entscheidungen im Sinne der Armen beeinflusst und Menschen für eine bewusste Lebens- und Wirtschaftsweise sensibilisiert werden.
In diesem Jahr startet Brot für die Welt die Aktion „Wasser für alle“. Viele Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, jeder dritte lebt ohne sanitäre Einrichtungen. In den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas möchte Brot für die Welt die Trinkwasserversorgung besonders im ländlichen Raum verbessern und zu einer sparsamen und effizienten Wassernutzung anleiten, da der Zugang zu sauberem Trinkwasser lebensnotwendig ist. Ohne Wasser zu trinken, kann man kaum drei Tage überleben und verschmutztes Trinkwasser macht krank. Eine der Haupttodesursachen von Kindern in Entwicklungsländern ist Durchfall, der durch verunreinigtes Trinkwasser verursacht wurde.
Ebenso wird Wasser benötigt als Grundlage unserer Nahrung: Pflanzen und Tiere benötigen Wasser, um zu wachsen und zu leben.
Rund 3 Prozent des Wasservorkommens auf der Erde ist Süßwasser. Davon sind 30 Prozent Grundwasservorräte, die genutzt werden können. Theoretisch ist das genug für alle. Der unzureichende Zugang zu sauberem Trinkwasser hat also nicht nur mit der Wasserknappheit zu tun, sondern oft mit einem Mangel an Geld und Fachkräften, mit Missmanagement und Korruption sowie sozialen Ungerechtigkeiten. Konflikte um sauberes Wasser nehmen weltweit zu.
2,1 Milliarden Menschen verwenden verschmutztes Trinkwasser, 2,3 Milliarden Menschen haben noch keinen Zugang zu einer Toilette, die die Kontamination von Wasser und die Übertragung von Krankheitserregern verhindert. 80 Prozent der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser leben in ländlichen Gebieten.
Kenia – Auf Fels gebaut
Ein Beispiel-Projekt heißt „Kenia – Auf Fels gebaut“. Ein Felsen am Dorf Gichunguri mit über zweitausend Quadratmeter großer Oberfläche neigt sich leicht nach unten. Mit Steinen hat eine lokale Baufirma eine Rinne um den Felsen gemauert, die Regen, das auf die Oberfläche prasselt, in einen Behälter aus Beton leitet. Von da aus fließt es in einen großen Tank, der eine Wasserstelle am Fuße des Berges speist. Nur wenige Tage Regen genügen, um den großen Tank zu füllen. Früher mussten die Frauen fast sieben Kilometer weit laufen, um an Wasser zu kommen. Heute sind es nur noch einige hundert Meter.
In allem, was wir kaufen und verwenden, versteckt sich Wasser: Wasser, um Energie zu produzieren, Rohstoffe zu gewinnen, Waren zu verarbeiten, zu kühlen und für den Transport. Durch den Import von Waren hinterlassen wir einen sogenannten „Wasserfußabdruck“ im Ausland. Bis ein T-Shirt bei uns im Geschäft liegt, hat es ca. 2500 Liter Wasser „gebraucht“ – vom Anbau der Baumwolle in Afrika, der Ernte, der Verarbeitung, dem Transport nach China zum Färben und dann wieder der Transport zu uns nach Europa.
Nicaragua – Faire Jobs für Näherinnen
Ein zweites Projekt, das uns vorgestellt wurde, heißt „Nicaragua – Faire Jobs für Näherinnen“. Hier lassen Firmen wie Adidas und Nike in Freihandelszonen Waren in großen Textilfabriken produzieren. Frauen arbeiten oft 60 bis 70 Stunden pro Woche für einen sehr geringen Stundenlohn und unter schlechten Arbeitsbedingungen. Alternativen zu dieser Arbeit gibt es für die Bevölkerung kaum. Brot für die Welt setzt sich hier für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse ein, zeigt den Frauen ihre Rechte und hilft, diese durchzusetzen.
Im Anschluss diskutierten wir über die Frage: Was kann jeder einzelne tun? Die Antwort ist sehr schwierig. Möglichkeiten sind zum Beispiel Lebensmittel saisonal und regional einzukaufen, Leitungswasser zu trinken statt Mineralwasser aus Flaschen, Kleidung länger zu tragen und bei Firmen immer wieder nachzufragen, unter welchen Umständen und zu welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden.
Personelle Veränderungen
Zum Schluss bedankt sich Waltraud Mülder bei Johanne Gerritzen, die aus dem Leitungsteam des Frauenbundes ausscheidet, für allen Einsatz. Herzlich willkommen heißt sie Gerda Gülker. Ebenfalls verabschiedet wird Johanne Paus aus der Weltgebetstags-Vorbereitungskommission. Diese Aufgabe übernimmt Jenni Wiggers.
Anja Klaassen, Echteler